Meditation

 

 

Über unsere Meditation am Freitagmorgen
(7.00 - 7.30 Uhr, dann gemeinsames Frühstück)

Es gibt verschiedene Weisen, Meditationsübungen zu machen. In der Kirch am Eck haben wir seit dem Beginn im Herbst 1998 einen Weg gewählt, der bewußt den religiösen Charakter des Meditierens einschlägt: Wir beten gemeinsam am Anfang und am Ende und wir sitzen in Kreisform um eine brennende Kerze vor dem schönen Flügelaltar der Kirch am Eck. Meditation ist für uns Gottesdienst, der in das aufwachende Leben des Französischen Viertels hineinwirkt. Kinder und Erwachsene gehen auf ihrem Weg zur Schule und zur Arbeit am Fenster vorbei...

Gebet am Anfang

Guter Gott,
wir grüßen dich und danken dir für diesen neuen Tag.
Du hast Mose bei seiner Berufung auf dem Berg Horeb deinen Namen mitgeteilt: Du willst von jetzt an "Jahwe" genannt werden; das heißt: "Ich bin da. Ich werde da sein" Für Menschen, die den Weg aus der Knechtschaft in die Freiheit wagen, bist Du Befreier und Helfer.
Du bist da. Du lebst in uns und schenkst uns deine bedingungslose Liebe.
Alles was lebt, ist dein Leben.
Alles was gut ist, ist deine Güte.
Alles was wahr ist, ist Deine Wahrheit.
Alles was schön ist, ist deine Schönheit.
In allem, was leidet, leidest du mit.
Was stirbt, stirbt in dein Leben zurück.
Wir bitten dich: Lass uns dich immer besser wahrnehmen und verstehen. Und hilf uns, dir in uns eine würdige Wohnung zu bereiten.
Amen

Eutonie-Übungen

Die Eutonie-Übungen, die wir vor jeder Meditation machen, wurden z.T. von dem Psychologen und Zen-Meister Graf Dürckheim entwickelt und sind für uns eine Art Körpergebet: Wir drücken durch Gesten und Bilder Grundbefindlichkeiten des Menschen aus und bringen sie vor Gott. Die 5 Übungen in fester Reihenfolge sind immer im Rhythmus des Atmens und lenken uns auf diesen Urrhythmus des Lebens, der von Gott ausgeht. Atmen ist Meditation: unser Weg mit dem Leib zu unserer Mitte.

Leben ist Bewegung, Einatmen und Ausatmen, Sich-Öffen und Verschließen, Hingabe und Annahme, Dialog und Liebe.

Oben und Unten

Der Mensch allein kann aufrecht gehen. Wenn er in der rechten Weise "aufrecht" ist, verbindet er in seiner Haltung Himmel und Erde.

Wir strecken einatmend beide Hände nach oben und senken sie tief ausatmend bis zum Boden. So stehen wir fest mit unserem Leib auf dem Boden der Welt und verweisen mit der Geste nach oben auf das lebendige Ganze unseres Seins, auf die Polarität zwischen Himmel und Erde, zwischen der Welt und uns selbst. Bei diesem Verhältnis streben wir ein Gleichgewicht an. (Lesen Sie dazu den Text von Graf Dürkheim »Der Bezug des Menschen zum Oben und Unten, zur Welt und zu sich selbst«)

Tempelreinigung

Wir sind Tempel des Heiligen Geistes, sagt Paulus. Wir sammeln viel Müll und Unrat in uns. Mit der Geste des Auskehrens drücken wir unseren Willen aus, Gott eine würdige Wohnung in uns zu bereiten.

Das biblische "Jahwe" bedeutet "Ich bin da. Ich werde da sein." Wir glauben, dass Gott in uns lebt. Graf Dürkheim sagt aus dieser Sicht in dem obigen Text, dass unser "gesamtes Leben von verpflichtendem Bezug zur immanenten Transzendenz bestimmt ist und inmitten seines endlichen Daseins von seinem unendlichen Ursprung zeugt." Wenn Gott nicht nur fern "oben" im Jenseits lebt, sondern auch in der Welt, in den Dingen und in uns, dann hat das Folgen auch für unser Handeln.
Als endliche Menschen produzieren wir Müll - auch und nicht zuletzt in uns selbst. Wenn wir würdige Behausungen Gottes sein wollen, müssen wir unsere gute Stube gelegentlich putzen, Tempelreinigung halten. Das biblische Bild des erzürnten Jesus, der mit Stricken das Haus seines Vaters reinigt, läßt sich auch als Geste des Auskehrens darstellen: Im Rhythmus des Ein- und Ausatmens Auskehr von oben nach unten.

Lazarus steigt aus dem Grab

Wie Lazarus, der von Jesus auferweckt wird, schütteln wir unsere Binden ab und machen uns frei von allem, was uns niederhält und fesselt.

Das biblische Bild des Lazarus, der auf den Ruf Jesu aus dem Grab kommt, ist der Inhalt der dritten Eutonieübung: Wir pressen aus der Brust mit beiden Armen die verbrauchte tote Luft, wir schütteln die Binden an Händen und Füßen ab, wir strecken einatmend die befreiten Hände noch oben.
Durch vieles sind wir im Leben gebunden und eingeengt: Psychische und physische Grenzen und Bindungen, Zwänge und Triebe, Einflüsse und Ohnmacht, Depression und Hochmut bedrohen uns und machen uns unfrei. Wir folgen dem Ruf zum Leben und steigen aus dem Grab. Tägliche Auferstehung und Neuanfang bedeuten Gleichgewicht und machen uns dankbar.

Nehmen und Geben

Der Kreislauf des Lebens ist Nehmen und Geben. Wir öffnen die Hand , um zu empfangen und geben das Geschenkte. Um empfangen zu können, müssen wir die Hände öffnen und loslassen.

Wir sind zuerst immer Beschenkte. Leben ist geschenkt und hat seinen Anfang nicht im Tun der Menschen, sondern im Ursprung alles Seins, in Gott.
Wer die Hände voll hat, kann nichts nehmen und muß zuerst loslassen und geben. Einatmen können wir nur, wenn wir vorher ausgeatmet haben. Nehmen und Geben steht in einem polaren Verhältnis, das ein Gleichgewicht will.
Unsere Geste mit der offenen nach oben gerichteten Hand und der offenen Hand nach unten - synchron mit tiefem Ein- und Ausatmen - drückt diese Grundverfassung des Menschen aus: Nehmen und Geben bedeutet Dankbarkeit.

Lotusblume und Kelch

Der Kelch ist Symbol der Hingabe und der Annahme. Die Lotusblume ist Symbol der Schönheit. Für und bei Gott sind wir schön.


Die unten am Boden überkreuzten Arme bewegen wir einatmend nach oben zur Geste eines geöffneten Kelchs. Der Blumenkelch der Lotusblume ist Symbol der Hingabe und Schönheit. "Wir sind schön, weil Gott keinen Mist baut." (Lesen Sie diesen Text von Elisabeth Moltmann-Wendel!) Wie die Lotusblume und die Sonnenblume verweisen wir durch unser schlichtes Dasein auf Gottes Schönheit.
Das Leben ist schön. Wir sind schön. Wir sind gut, ganz und schön in der Schönheit Gottes.

Meditation

Nach diesen fünf Eutonieübungen sitzen wir und lassen uns zum Meditieren von einer Klangschale einstimmen. Mehr über die Zen-Meditation finden sie auf unserer Seite mit Texten über Meditation.

Am Ende der Meditation fassen wir uns an den Händen und beten das Vater unser. Anschließend ist Frühstück.


Faltblatt zum Herunterladen:

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